Leadership for Syria

von Maite Ulazia

Ende März war ich Teil eines Trainerteams an der Universität Konstanz, das zwei Tage Führungskräftetraining mit syrischen Stipendiaten durchführte.

 

Langfristige Entwicklung

Ende März war ich Teil eines Trainerteams an der Universität Konstanz, das zwei Tage Führungskräftetraining mit syrischen Stipendiaten durchführte. Das Programm „Leadership for Syria“ ist ein akademisches Aus- und Fortbildungsprogramm für ca. 250 syrische Studierende und Doktoranden in Deutschland, welches vom DAAD mit Mitteln des Auswärtigen Amts und des Landes Nordrhein-Westfalen durchgeführt wird. Das Ziel dabei ist, Syrien in seiner politischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Entwicklung von deutscher Seite aus langfristig zu unterstützen und nachhaltig zur Konfliktlösung beizutragen.

 

Praktisch outdoor statt im Klassenraum

Die Teilnehmenden hatten bereits Webinare im Internet über das Thema Leadership absolviert. In dieser Präsenzphase an der Universität Konstanz hatten wir glücklicherweise bestes Wetter und konnten somit die handlungsorientierten Übungen outdoor stattfinden lassen. Männer und Frauen waren in den Gruppen an beiden Tagen gemischt. Wir sprachen den ganzen Tag englisch miteinander. Während der Übungen tauschten sich die Teilnehmenden auch auf Arabisch miteinander aus. Ich konnte dabei den Arbeitsprozess nur über ihre Körpersprache und Ausdrucksstärke der Sprache versuchen zu verstehen. Dies war auch für mich eine neue, spannende Erfahrung.

 

Neugier und Tränen

Ich war begeistert von ihrer Lernfreude und Offenheit, in den praktischen Übungen ihre Team- und Führungsfähigkeiten auszuprobieren und gemeinsam zu reflektieren. Sie erzählten von ihrem Leben aus den verschiedensten Städten in ganz Deutschland, aber auch über ihr Heimatland. Dabei wurde viel gelacht und ausgetauscht, aber auch beinahe ein bisschen geweint als die schier unlösbare, politische Situation in Syrien zur Sprache kam. Sie hatten bislang sehr unterschiedliche Erfahrungen mit Leadership gemacht und konnten hier gut voneinander lernen.

 

Frauen auf Augenhöhe

Die Frauen trugen teilweise ein Kopftuch. Ganz gegen meine persönlichen Vorannahmen waren sie jedoch sehr selbstbewusst und übernahmen Führung bei den verschiedenen Aufgaben. Es wirkte wie ein Agieren auf Augenhöhe zwischen den männlichen und weiblichen Teilnehmenden. Sie lernten, sich noch besser gegenseitig zuzuhören und erlebten, die anderen mit ihren Ideen und Vorschlägen ernst zu nehmen. 

 

Mit Holzblöcken zum Miteinander

Am Ende des Tages sagten viele, sie hätten solche handlungsorientierten Methoden vorher noch nicht gekannt und seien begeistert davon. Ich hatte mit ihnen zum Kennenlernen soziometrische Übungen gemacht, bei denen sie sich zu verschiedenen Themen aufstellen sollten, wie z.B. nach ihren Wohnorten in Deutschland oder Syrien, nach ihrer Führungserfahrung oder nach ihren Hobbys. Darüber kamen wir tiefgehend miteianander ins Gespräch, was die Vertrauens-grundlage für den weiteren Tag bildete. Später führte ich mit ihnen u.a. eine Übung durch, bei der jeder ein Band in der Hand halten musste. Diese Bänder waren in der Mitte mit einem Metallteil verbunden. Dieses sollte dazu dienen, Holzblöcke übereinander zu stapeln. Dafür mussten sie jedoch als Team fungieren und durften dabei nicht sprechen. Es war spannend zu beobachten, wie die Gruppe miteinander dennoch nonverbal kommunizierte und zur Lösung kam.

 

Irgendwann wollen sie zurück

Viele von ihnen haben das langfristige Ziel, irgendwann wieder in ihr Land zurückkehren zu können. Dann wollen sie ihre Erfahrungen aus Deutschland in Syrien konstruktiv einbringen, ob in einem Team oder als Führungskraft. Besonders freuen sie sich auf ihre Familie und Freunde, aber auch auf das gute syrische Essen, was sie hier ziemlich vermissen. 

 

 

 

Link zum dazugehörigen Artikel in der Süddeutschen Zeitung=> 

http://www.sueddeutsche.de/bildung/studium-syriens-kuenftige-elite-studiert-in-konstanz-1.3564889


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